In meiner Geschäftspraxis habe ich fast täglich mit Existenzgründern zu tun. Viele davon sind sich nicht sicher ob ich Konzept funktioniert und wie sie sich für die Zukunft rüsten sollen.
In der heutigen Zeit müssen Vertriebswege und Geschäftsmodelle permanent angepasst und geändert werden. Aber auch etablierte Unternehmen spüren den Druck sich permanent neu erfinden zu müssen.
Jedes Unternehmen hat Herausforderungen zu meistern
- Sind Sie im Einzelhandel und müssen sich mit Amazon & Co. auseinandersetzen?
- Führen Sie eine Gastronomie und haben es mit neuen Mitbewerber zu tun, die günstiger anbieten?
- Sie sind zuständig in einem Non-Profit Unternehmen und konkurrieren mit einer wachsenden Zahl Mitbewerber um die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe?
In der Praxis hat es sich nicht bewährt, viele verschiedene Modelle und Theorien zu benutzen, das ist zu langwierig, zu schwierig, zu theoretisch. Deshalb möchte ich kurz ein Werkzeug vorstellen, das bereits seit den 1960er Jahren im Einsatz ist aber dennoch nichts verloren hat von seiner Einfachheit und der Stärke seiner Ergebnisse:
Die Lösung: SWOT-Analyse
Die SWOT-Analyse (von Strength-Weakness-Opportunities-Threats also Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken), liefert Antworten auf die folgenden Fragen:
- Was sind meine wirklich Stärken?
- Was sind meine Schwächen?
- Welche Risiken existieren?
- Welche Chancen bieten sich?
Und die meines Erachtens hilfreichsten Fragen um sich zukünftig positionieren zu können?
Wie kann ich mit meinen Stärken die Chancen nutzen oder die Risiken minimieren?
Ein Beispiel: Ein Gastronom wendet die SWOT-Analyse an:
Die Chancen:
– Welche neuen Trends sind am Entstehen? – Wie entwickelt sich die Branche? – Wie entwickelt sich unsere Zielgruppe? |
– Höherer Stellenwert von Slowfood, veganen Speisen, Regionalität – stabile Nachfrage, selbst in „schlechten Zeiten“ – Thema Kochen und Gastronomie präsent in TV und Shows – Anzahl der „Geniesser“ und Stellenwert der Gastronomie als soziales Event tendenziell steigend. |
Für die Profils: Exkurs zur Identifikation von Chancen:
Wenn Sie strukturiert vorgehen möchten, arbeiten Sie sich von dem großen Blick aufs ganze Umfeld näher an Ihr Unternehmen ran. Zunächst der Blick aufs Ganze, die sogenannte PESTEL-Analyse:
PESTEL ist ein Ordnungsrahmen, der hilft die richtigen Fragen zu stellen und nichts auszulassen, PESTEL steht für:
– P wie Political – die Politik,
also Steuern, Umweltvorschriften, Subventionen, etc.
– E wie Economic – die Wirtschaft,
die Wirtschaft, also Zinsniveau, Produktionsfaktoren, Arbeitskräfte, Lohnentwicklung, etc.
– S wie Social – die Gesellschaft,
die Bevölkerungsstruktur, Bildungsniveau, Trends, etc.
– T wie Techological – die Technik,
Prozessinnovationen, EBusiness, etc.
– E wie Environment – die Umwelt,
z.B. Klimawandel, Ressourcen, Qualität Rohstoffe, etc.)
– L wie Legal – die Gesetzgebung,
z.B. Abschreibungen, Vergünstigungen, usw.
Jetzt kann der Blick mehr Richtung Unternehmen gehen mithilfe der direkten Umfeldanalyse:
– Branchenanalyse: Grenzen Sie Ihre Branche genau ab, wer ist überhaupt Teilnehmer? Teilnehmer ist jeder der die gleichen Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe befriedigt: Der Margarineverkäufer ist Wettbewerber des Butterverkäufers, sowie der Heimlieferdienst des Restaurant.
– Wettbewerbsanalyse: Schauen Sie sich die Branchenstruktur an. Was machen Lieferanten, Endabnehmer in Zukunft? Hilfreiche Werkzeuge z.B. Porters 5 Forces
– Komplementäre Leistungen: Schauen Sie sich verwandte Bereiche an. Wer verdient noch mit an Ihren Produkten? Können Sie da irgendwo einsteigen?
– Kooperationen/Substitutnutzer: Können Sie neue Kunden ansprechen die „ähnliches“ benötigen wie Ihre Kunden? Gibt es da Schnittmengen? Können Sie womöglich mit jemand eine Kooperation eingehen?
Die Stärken:
– Welche Stärken sind in meinem Betrieb? – Welche Vorteile hat meine Sortimentsgestaltung? – Wo sind wir besser als andere? |
innovativer neuer Speisen. – Eingespieltes Team und hohe Anzahl von Stammkunden – großer Vorteil durch sehr attraktiven Standort – Innovatives Kassensystem |
Für die Profis: Exkurs zu Kompetenzen
Nicht alles was für Sie eine Kompetenz ist, wird auch von Ihren Kunden als diese gesehen oder gewürdigt. Um das etwas genauer zu analysieren kann die Kompetenzmatrix helfen. Machen Sie sich dieses Bild bewusst und finden Sie versteckte Potenziale:
Die Schwächen:
– Was sollten wir verbessern? – Was für zu Mißerfolg? – Wo sind andere besser als wir? |
– hohe Fixkostenbelastung durch neue Küchenausstattung – im Vergleich zum Wettbewerb sind wir zu langsam – Umsatz pro Gast entspricht nicht Branchenniveau, ähnlich bei Kennzahlen wie Getränke pro Gast, usw. |
Die Risiken:
– Wie stehts um Finanzen? – Welche Möglichkeiten hat der Wettbewerb? – Wo droht Gefahr? |
– sinkende Margen und oft unwirtschaftliche Zeiten – Förderung von Selbstständigkeit durch die Regierung, sorgt für wachsende Zahl von Mitbewerbern – Neue Gastronomiekonzepte online wie offline |
Bei einigen Bereichen ist sicherlich ein längeres „Brainstorming“ nötig um auf die notwendigen Antworten zu kommen.
Gerade der Bereich der Stärken und Schwächen sollte immer in Relation zum Mitbewerb betrachtet werden. Gelingt es Ihnen Speisen innerhalb von rund 30 Minuten zu servieren, kann das eine gute oder auch eine schlechte Zeit zu sein. Nun haben Sie im Idealfall bereits einiges über Ihre Stärken und Schwächen und die Chancen und Risiken des Umfelds kennengelernt.
Unser Gastronom hat jetzt einige Informationen bekommen und versucht jetzt Ideen zu entwickeln, indem er die Felder kombiniert:
Wie könnten meine Stärken aktuelle Chancen nutzen? – Nutzen des Know-Hows über innovative Speisen (Stärke) zur Entwicklung einer veganen Karte (Chance-Trend) – Neue Zielgruppe: Hochwertige Speisen (Stärke) für Geniesser, die zuhause essen möchten (Chance-Trend/Substitutnutzer) durch neuen Abholservice. |
Wie könnten meine Stärken meine Schwächen verringern? – Kooperation um Catering-Unternehmen die Möglichkeit hochwertiges Essen liefern zu können zu ermöglichen (Stärke), damit höhere Auslastung in der teueren Küchenausstattung (Schwäche) um Leerkosten zu vermeiden. – Schliessen der Kompetenzlücke Geschwindigkeit (Schwäche) durch Verkleinerung der Karte entlang der „Umsatzbringer“, ermittelt via Kassensystem (Stärke) |
Wie könnten meine Stärken drohende Risiken verringern? – höhere Kundenbindung durch Einführung einer Gästekartei via Kassensystem (Stärke), dadurch höhere Eintrittsbarrieren für Mitbewerber (Risiko) |
Wie könnten ich aktuelle Chancen gegen betriebliche Schwächen nutzen? – Vergrößerung der Personaldecke (Schwäche) durch nutzen des größeren Personalpools durch zugewanderte Servicekräfte (Chance) |
Fazit zum take-away:
Mit der SWOT-Analyse haben Sie ein kleines Werkzeug, dass Ihnen wertvolle Hinweise und Tipps geben kann, wie Sie die Stärken Ihres Unternehmens und die Chancen aus dem Umfeld nutzen können um sich den Risiken zu stellen und die Schwächen zu minimieren.
Nehmen Sie sich einmal im Jahr Zeit um Ihren Standort zu bestimmen und Ihre Aktivitäten zu planen. Damit können Sie entscheidende Vorteile im Markt sichern!
Sollten Sie Interesse haben Ihren eigenen Betrieb mal aus diesen Perspektiven professionell beleuchtet zu bekommen – Lassen Sie es mich wissen.